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Du befindest dich in der Kategorie: Gedichte über Ostern Donnerstag, 17. März 2011
Der Osterspaziergang
Der Osterspaziergang von Goethe
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche,
durch des Frühlings holden
belebenden Blick.
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend,
nur Ohnmächtige Schauer körnigen Eises.
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben.
Alles will sie mit Farben beleben.
Doch an Blumen fehlts im Revier.
Sie nimmt geputzte Menschen dafür .
Kehr dich um, von diesen Höhen,
nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
denn sie sind selber auferstanden.
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
aus Handwerks- und Gewerbesbanden.
Aus dem Druck von Gibeln und Dächern,
aus der Kirchen ehrwürdigen Nacht,
sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! Wie behend sich die Menge
durch die Gärten und Felder zerschlägt.
Wie der Fluß in Breit und Länge
so manchen lustigen Nachen bewegt.
Und, bis zum Sinken überladen,
entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfes Getümmel,
hier ist des Volkes wahrer Himmel.
Zufrieden jauchzet groß und klein;
hier bin ich Mensch, hier darf ich`s sein!
Johann Wolfgang Goethe
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